Q&A
Banken JP Morgan will deutschen Privatkundenmarkt erobern – was darüber bekannt ist
Die amerikanische Großbank JP Morgan Chase will mit ihrem Digitalangebot Chase in Europa expandieren. Nach dem erfolgreichen Start in Großbritannien ist nun Deutschland an der Reihe
Die größte US-Bank JP Morgan Chase will den Markt für deutsche Privatkunden angreifen. Entsprechende Berichte bestätigte nun JP-Morgan-CEO Jamie Dimon in einem Interview mit dem „Handelsblatt“. Was über die Pläne bekannt ist und was man sonst über JP Morgan wissen muss: fünf Fragen und Antworten.
Wer ist JP Morgan Chase?
JP Morgan Chase ist die größte Bank der USA und das fünftgrößte Geldhaus der Welt – die vier weiteren Banken aus der Top fünf stammen allesamt China. Mit einer Bilanzsumme von 3,6 Billionen US-Dollar und einem Quartalsgewinn von zuletzt 14,5 Mrd. Dollar zählt JP Morgan zu den erfolgreichsten Unternehmen der Welt. Laut Wirtschaftsmagazin Forbes ist JP Morgan sogar das aktuell größte Unternehmen der Welt – gewichtet nach den vier Kategorien Umsatz, Gewinn, Aktiva und Marktwert. Geführt wird JP Morgan seit 2005 von CEO Jamie Dimon. In dieser Zeit wurde der Umsatz von 79 auf 154 Mrd. Dollar mehr als verdoppelt.
In welchen Feldern ist JP Morgan aktiv?
Anders als die meisten Konkurrenten hat sich JP Morgan weniger stark auf einzelne Geschäftsfelder fokussiert. Im Prinzip will die Bank in allen Bereichen Marktführer werden, und ist es in vielen auch schon in den USA – zum Beispiel beim Investmentbanking, bei Private Equity und im Kreditgeschäft. Für diese Größe und damit potenzielle Trägheit ist die Profitabilität beeindruckend: Unter den größten US-Banken weist JP Morgan die höchste Nettomarge auf, auch wenn diese seit Ende 2020 von 30 auf zuletzt 21 Prozent im zweiten Quartal zurückgegangen ist. Ohne die Übernahme der First Republic Bank im April wären es allerdings 25 Prozent gewesen. Entsprechend hoch ist die Eigenkapitalrendite, die mit 13,8 Prozent branchenweit führend ist.
Wie steht JP Morgan in Europa dar?
Der Angriff auf den europäischen Markt ist gerade erst gestartet. In Großbritannien ist das Unternehmen mit seiner Onlinebank Chase bereits extrem erfolgreich und hat im ersten Jahr eine Million Kundinnen und Kunden gewonnen – zum Beispiel mit einem Cashback-Programm und einem Zinsangebot. Nach dem Brexit hatte JP Morgan seine EU-Aktivitäten nach Frankfurt verlagert. Zuletzt ist die Bilanzsumme der Europatochter auf 436 Mrd. Euro gestiegen, womit sie die fünftgrößte Bank in Deutschland ist. Bislang erzielt die Bank hierzulande vor allem Umsätze mit Unternehmen und vermögenden Privatkunden. Doch auch in Deutschland soll nun laut Dimon die Onlinebank Chase starten und Neobanken wie N26 oder Revolut Konkurrenz machen. Damit strebt die Bank eine breitere Kundenbasis an. Perspektivisch will JP Morgan unter die Top drei in Deutschland.
Was ist über die Pläne bekannt?
JP Morgan will mit seinem digitalen Privatkundenprogramm Chase in die Bundesrepublik kommen, das ist bekannt. Darüber hinaus sind viele Details noch offen. Klar ist, dass Chase zunächst nur mit wenigen Funktionen starten und Schritt für Schritt ausgebaut werden soll. Genauso ging JP Morgan schon in Großbritannien vor. Für das britische Angebot wurden zum Beispiel schon ein Trading-Angebot oder Baukredite angekündigt.
Schwere Fehler in der Vergangenheit räumt Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing auf der Finance-Forward-Konferenz ein. Das Institut habe den Stolz seiner Mitarbeiter verloren. Jetzt will die Bank wieder wachsen – und zwar organisch
Interessanterweise entwickelt JP Morgan das Deutschland-Angebot nicht in der Bankenmetropole Frankfurt, sondern in Berlin. In einem Friedrichshainer Coworking-Space arbeitet derzeit eine hohe zweistellige Zahl von Angestellten am Launch, der wahrscheinlich Ende 2024 oder Anfang 2025 folgen dürfte. Im Finance-Forward-Podcast hatte Deutschland-Chef Stefan Povaly bereits erklärt, dass Großbritannien hierfür als Vorbild diene.
Wer gehört zum Führungspersonal?
Zum Top-Personal gehören vor allem verdiente Mitarbeiter, die auch schon am erfolgreichen Launch in Großbritannien mitgewirkt haben, wie zum Beispiel die Manager Krzysztof Dlugozima und Max Kellner. Beide zogen im Frühjahr 2022 von London nach Berlin und sind Copernicus-Alumni – haben also am eingestellten Digitalbank-Projekt Copernicus der Commerzbank mitgewirkt. Grundsätzlich setzt JP Morgan laut Finanz-Szene im Top-Management auf erfahrene Endkundenexperten wie den früheren Targobank-Produktdirektor Rames Askar oder Claudia Baghoorn, die bei Fidelity zuletzt das Robo-Advisor-Angebot entwickelte. In den Ebenen darunter soll JP Morgan auch aggressiv bei der Konkurrenz abwerben, heißt es aus Branchenkreisen. Laut Finance Forward ist dies bereits bei N26 und Bitpanda gelungen. Zeitgleich profitiert JP Morgan davon, dass Fintechs verstärkt Personal abbauen. So finden sich unter den Beschäftigten auch Ex-Angestellte der insolventen Neobank Nuri.
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Author: Cheryl Ward
Last Updated: 1702510321
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